
„Dein Schutz? – Seit zwanzig Jahren sage ich Dir: Roggenbach ist mein Todfeind. Und jedesmal sagst Du: ‚Ach bah! ich komme sehr gut mit ihm zurecht!‘ Und was geschieht? Seit 2 Jahren ist er bemüht, mich als geisteskrank hinzustellen. Meine Kammerfrau, die Du noch als Vertrauensperson betrachtest, obgleich ich Dir gesagt habe, daß sie meine Liebesgeschichte mit Bungert erfunden & meiner Mutter in den Kopf gesetzt hat, steht in Correspondenz mit ihm. Dein Schutz! Du correspondirst hinter meinem Rücken mit meiner Mutter, die nie eine Mutter für mich war, sondern mich stets ihrer Leidenschaft geopfert hat. Und was habe ich erst seit einigen Tagen verstanden durch hingeworfene Worte? Daß meine Kammerfrau sowohl meiner Mutter als auch meinen Damen mein Verhältniß zu Helene als unrein hingestellt hat! Worin ein unreines Verhältniß zwischen Frauen bestehen kann, ist mir vollkommen dunkel, & nur ein Hermaphrodit wie Anna mit ihrer unheimlichen Passion für mich & ihrer wahnsinnigen Eifersucht auf jeden Mann & jede Frau in meiner Nähe konnte eine solche Scheußlichkeit erfinden. Für Dich als Ehemann wäre es besser, ich hätte zehn Liebhaber, als daß man von Dir sagte, Deine Frau triebe Frauenliebe. (…) Weiter als heiligste Mutterliebe gingen meine Gedanken nicht. Siebzehn Scheinschwangerschaften habe ich ertragen, was das für Körper & Seele bedeutet hat, das weiß Gott allein, & dennoch habe ich geduldig meine ehelichen Pflichten erfüllt, jedesmal zitternd daß wieder ein unerträgliches Leiden die Folge sein würde. Und selbst als Dein Neffe kam, habe ich mich Dir nicht entzogen, obgleich ich, weiß Gott, dazu berechtigt war!“
Aus einem Brief der Königin Elisabeth Elisabeth von Rumänien an ihren Gemahl, König Carol I., nachdem ihr Vorhaben, den Thronfolger Ferdinand mit ihrer Hofdame Elena Văcărescu zu verheiraten, an der Ablehnung der politischen Männer in Rumänien scheiterte.


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