Unterschiedliche Wege, dasselbe Ideal
Das Königsbild im Werk Carmen Sylvas und in
Fotografien des Fürstlich Wiedischen Archivs
Rumänische Ausgabe:
Portretul Regelui Carol I
Silvia Irina Zimmermann: Unterschiedliche Wege, dasselbe Ideal:
Das Königsbild im Werk Carmen Sylvas und in Fotografien des Fürstlich Wiedischen Archivs,
mit einem Vorwort von Hans-Jürgen Krüger, Stuttgart: ibidem-Verlag, 345 S., ISBN 978-3-8382-0655-4, 2014.
Aus dem vielseitigen und sehr umfangreichen Werk Carmen Sylvas haben vor allem ihre Märchen
und Aphorismen sowie ihre Übersetzungen zeitgenössischer rumänischer Dichter Anerkennung gefunden
und sind bis heute lesenswert und kulturgeschichtlich relevant. Die politische, prodynastische
Tendenz ihrer Werke dagegen wurde bisher kaum untersucht, obwohl die literarische Öffentlichkeitsarbeit
der Königin wesentlich zur Wahrnehmung des 1881 gegründeten Königreichs Rumänien in Westeuropa
beigetragen hat. Aus heutiger Sicht ist die schriftstellerische Tätigkeit Carmen Sylvas ein
erfolgreiches Beispiel von Public Relations durch Storytelling in einer Zeit, als diese Begriffe
noch gar nicht erfunden waren.
Der Band enthält eine erste ausführlichere Studie über das Bild des Königs
Carol I. von Rumänien in den veröffentlichten Werken von Carmen Sylva, den Reisebericht der
Königin "Rheintochters Donaufahrt" sowie ein Album mit zahlreiche Fotografien aus dem Fürstlich
Wiedischen Archiv. Diese Fotografien sandte Elisabeth an ihre Familienmitglieder in Neuwied und
gewährte ihnen Einblick in ihr Leben in der neuen Heimat.
Eine kleine Auswahl der insgesamt 205 schwarz-weiss Abbildungen im Band
© Fürstlich Wiedisches Archiv
Aus dem Vorwort von Dr. Hans-Jürgen Krüger
(Leiter des Fürstlich Wiedischen Archivs Neuwied)
[Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen] "wies seinen Vetter und Freund Karl von Hohenzollern-
Sigmaringen, den die Rumänen 1866 als Fürsten ins Land gerufen hatten, auf die Prinzessin Wied hin.
Karl machte ihr, nachdem beide sich zwei Stunden lang unterhalten hatten, einen Heiratsantrag.
Elisabeth erbat sich eine Viertelstunde Bedenkzeit und sagte dann ‚Ja‘. Also keine Liebesromanze,
aber auch keine dynastische Heirat aus Staatsräson: denn die gegen frühere Werber abweisend gewesene
und deshalb in die Vorbereitung von Karls Werbung nicht eingeweihte Braut entschied sich frei: für
einen Mann von Charakter: ‚Mit dem kann man reden.‘
Elisabeth trat in die Ehe wie die Neuwieder Herrnhuterinnen,
die Missionare in Labrador oder in Südafrika heirateten. ‚Den Mann kennen sie weder in dem einen noch in
dem anderen Fall und werden tüchtige Frauen, die ihren Beruf mit aller Kraft erfüllen.‘
So wurde aus der wiedischen Prinzessin Elisabeth 1869 die Fürstin und 1881 die
Königin Elisabeta von Rumänien."
Aus dem Vorwort der Autorin
"Im Jahr 2014 erinnern gleich drei Ereignisse an das deutschstämmige erste
Königspaar Rumäniens, Karl von Hohenzollern-Sigmaringen (Carol I.) und
Elisabeth zu Wied. Zwei dieser Ereignisse, die sich jähren, haben in
Deutschland stattgefunden: 175 Jahre seit der Geburt von Karl von Hohenzollern-
Sigmaringen am 20. April 1839 in Sigmaringen und 145 Jahre seit
der Hochzeit am 15. November 1869 in Neuwied des seit 1866 in Rumänien
herrschenden Fürsten Carol mit Prinzessin Elisabeth zu Wied. Der Tod des
Königs Carol I. von Rumänien am 10. Oktober 1914 in Schloss Pelesch (Sinaia,
Rumänien), der sich 2014 zum 100. Mal jährt, markiert das Ende der
so genannten Carol-Epoche in der Geschichte Rumäniens, einer bedeutenden
Zeit, in der das Land die staatliche Unabhängigkeit gewann und zum
Königreich erhoben wurde.
Während der 48-jährigen Regierungszeit Carols I. erlebte
das Land eine rasante Modernisierung und einen neuen
Wohlstand, der jedoch nicht alle sozialen Schichten erreichte. Es war eine
Zeit der Umbrüche und Kontraste, der Erfüllung einiger Visionen wie die
staatliche Unabhängigkeit, aber auch wiederholter Hungersnöte in der
armen Landbevölkerung und der Bauernrevolten von 1888 und 1907, denn
die Bodenreformen in Rumänien sollten erst nach dem ersten Weltkrieg
durchgesetzt werden. Dennoch ist die Bedeutung der Carol-Epoche für die
Anfänge des modernen Staates und der modernen Kultur in Rumänien
unbestreitbar.
Zugleich ist die Carol-Epoche auch aus deutscher Sicht interessant,
denn es bestanden sehr enge und vielfältige deutsch-rumänische
Beziehungen in Politik, Wirtschaft und Kultur, angeregt durch das erste
Königspaar Rumäniens, das neue Ansichten und Ansprüche mit nach Rumänien
brachte und die Modernisierung und Annäherung des Landes an
den Westen Europas entscheidend mitförderte."
Schriftenreihe der Forschungsstelle Carmen Sylva
Fürstlich Wiedisches Archiv, Band 1.